Lich/HRS: Mit einem Festgottesdienst am 23.09.2012 in der Kirche Lich feierte die Neuapostolische Kirche am vergangenen Sonntag „30 Jahre Hörgeschädigtenseelsorge in Hessen“.
Priester Ingmar Ross aus Wiesbaden führte durch den besonderen Gottesdienst.
Er predigte über die Aussage des Apostels Paulus „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ (Epheser 4,31.32).
Die Gemeinschaft mit Jesus Christus bringt Frieden. „Wer im Glauben nach dem Evangelium lebt, trägt zum Frieden bei.“
Den hörgeschädigten Gottesdienstbesuchern machte es einfacher, der Predigt in Lautsprache begleitenden Gebärden zu folgen und sie auch zu „verstehen“.
Lautsprachbegleitend bezeichnet man die Gebärden, die simultan zu jedem gesprochenen Wort ausgeführt werden. Sie sind eine Reduktion der Gebärdensprache auf isolierte Begriffe, um damit eine "1:1"-Umsetzung der jeweiligen Lautsprache in Gebärdenzeichen zu vollziehen. Sie werden in der Regel von Schwerhörigen und Ertaubten verwendet. Demgegenüber verwenden von Geburt an Gehörlose oder Menschen mit an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit in der Regel die Gebärdensprache.
Die Anfänge der Hörgeschädigtenseelsorge in Hessen reichen bis in den Beginn der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Nachdem die Kirchenleitung den Bedarf an einer besonderen Seelsorge für den Kreis der Hörgeschädigten erkannt hatte, wurde am 8. August 1982 der erste Gottesdienst für Hörgeschädigte in der damaligen Kirche Gießen-West an der Krofdorfer Straße abgehalten. Diese Gottesdienste fanden auch zukünftig regelmäßig in Gießen und ab dem Jahre 1998 in Lich statt. Sie wurden von Seelsorgern gefeiert, die eine spezielle Ausbildung in den lautsprachbegleitenden Gebärdenzeichen erhalten hatten.
Am Rande des Festtages erläuterte der Hörgeschädigtenbeauftragte, Hirte Dieter Ross (Wiesbaden), das heutige Angebot der Neuapostolischen Kirche für hörgeschädigte Gemeindemitglieder. „Die hörgeschädigten Gläubigen werden vor Ort von ihren Seelsorgern betreut. Zudem laden wir sie alle 6 Wochen nach Lich ein, um gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern. Die Seelsorger verdeutlichen dann mit lautsprachbegleitenden Gebärden ihre Predigt.
Anschließend sind alle Anwesenden noch zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch eingeladen. Wir sind den Licher Gemeindemitgliedern sehr dankbar, dass sie uns regelmäßig mit einem leckeren Mittagessen verwöhnen.“
Hirte Ross berichtete weiter, dass die Neuapostolische Kirche jedes Jahr alle Hörgeschädigten und Gehörlosen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem 2-tägigen Hörgeschädigtentag einlädt.
© Gruppe Hörgeschädigte Deutschland